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Samurai
Der Samurai (jap. 侍 oder seltener 士) ist die übliche Bezeichnung für einen Krieger im vorindustriellen
Japan. Eine genauere Bezeichnung, die während der Edo-Periode gebräuchlich war, ist bushi (wörtlich:
„Krieger“). Heute wird Samurai hingegen für den Kriegeradel verwendet und nicht beispielsweise für ashigaru
(wörtlich: „leichte Füße“; gemeint sind leicht gerüstete Fußsoldaten). Ein herrenloser Samurai, der keinem
Daimyo (Lehnsherren) angehörte, wurde Ronin („Wellenmann“) genannt.
Auf dieser Seite findest Du zum Thema Samurai weiter:
1.
Etymologie
2.
Die Waffen der Samurai
3.
Geschichte
3.1.
Ursprünge der Samurai
3.2.
Aufstieg der Samurai
3.3.
Japan der Feudalzeit
3.4.
Die Meiji-Restauration
4.
Literatur
1. Etymologie
Der Ursprung des Wortes Samurai liegt im Japan der Vor-Heian-Periode. Es wurde saburai ausgesprochen
und bedeutet „Diener“ oder „Begleiter“. Erst in der frühen Moderne, namentlich in der Azuchi-Momoyama-
Periode und der frühen Edo-Periode des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, bürgerte sich das Wort
Samurai an Stelle von saburai ein. Die Bedeutung hatte sich allerdings bereits lange Zeit vorher gewandelt.
Der Begriff Samurai wird aber auch vom japanischen Verb samuro abgeleitet, was dienen bedeutet.
2. Die Waffen der Samurai
Hauptwaffe der Samurai war ein Schwertpaar (Daishi), von denen es eines für den Frieden und eines für den
Kampf gab. Das Schwertpaar für den Frieden bestand aus dem langen Katana und dem kurzen Wakizashi
bzw Kotetsu, das Schwertpaar für den Kampf aus dem langen Tachi und dem kurzen Tanti. Im Gegensatz zu
den meist geraden Schwertern der europäischen Ritter war das japanische Schwert leicht gebogen und
mehr wie ein Säbel für den Schnitt denn für den Hieb ausgelegt. Es war rasierklingenscharf, Vorder- und
Rückseite unterschiedlich gehärtet. Dies erforderte eine besondere Handhabung im Kampf. Mit dem
weicheren Rücken und den Seiten konnten Schläge pariert werden. Ein Treffer mit der Schneide verursachte
tiefe, entscheidende Wunden. Wie auch beim europäischen Adel des Mittelalters wurde der Verzierung des
Schwertes und der Schwertscheide große Bedeutung zugemessen.
Eine andere Waffe der Samurai war der Yumi (Bogen), insbesondere der Dai-kyū (Langbogen), welcher
wegen seiner enormen Größe, seiner gewaltigen Reichweite und seiner großen Durchschlagskraft gefürchtet
war. Ein geübter Schütze konnte aus etwa 150 Metern Entfernung ein bewegliches Objekt von der Größe
eines Hundes sicher treffen, aber auch Reichweiten von etwa 300 Metern waren möglich. Seine
asymmetrische Form machte es zudem möglich, ihn auch vom Pferderücken aus abzufeuern, was ihn als
Reiterwaffe gefürchtet machte.
Auch zwei Lanzen gehörten zur Ausrüstung eines Samurai: Die Klinge der Schwertlanze Naginata war lang
und leicht gebogen, der Yari hatte eine relativ lange dolchartige Spitze und war beidseitig geschliffen.
Die japanischen Waffen leiten sich von Vorbildern vom Festland ab, entwickelten sich aber relativ
unabhängig: Die ersten, geraden Schwerter wurden allmählich einschneidig und gebogen, die Bögen
asymmetrisch und sehr lang.
Bis in die Ashikaga-Zeit im 14. Jhdt. war der Bogen die Hauptwaffe. Selbst zu Beginn der Einführung von
Handfeuerwaffen durch die Portugiesen Mitte des 16. Jhdts. war der Langbogen diesen in Anwendung,
Zielsicherheit und sogar Reichweite überlegen. Schwerter kamen erst nachdem alle Pfeile verschossen
waren zum Einsatz. Der Kampf lief als Duell ab, indem der Krieger seinen Namen laut rufend aus der
Formation hervortrat, um sich einem ebenbürtigen Gegner zu stellen. Schlachten in geschlossenen
Formationen mit massiver Verwendung der Lanze (yari-ashigaru) traten erst im Sengoku Jidai, dem Zeitalter
der streitenden Reiche Ende des 15. bis Ende des 16. Jhdts., auf. Die Muskete drängte, wie in Europa,
allmählich die Blankwaffen durch ihre Kostengünstigkeit und einfache Handarbeit zurück.
3. Geschichte
3.1 Ursprung der Samurai
Die Armeen des Kaisers bestanden ursprünglich aus Wehrpflichtigen, die im Kriegs- oder Rebellionsfall den
entsprechenden Provinzen Japans zugeordnet wurden. Sie waren nach dem Vorbild chinesischer Armeen
aufgebaut und bestanden aus einem Drittel der kampffähigen erwachsenen männlichen Bevölkerung. Jeder
Soldat musste für seine Waffen und Versorgung selbst aufkommen.
Mit den Taika-Reformen von 645 und dem Taiho-Kodex von 702, aufgrund deren eine Landreform
durchgeführt und ein einheitliches Steuersystem eingeführt wurde, begann die Entwicklung mächtiger Clans
und damit des Schwertadels. Zu den Steuern gehörten auch Fron- und Militärdienst. Kleinbauern, die sich
ihrer Steuern und besonders des Wehrdienstes entledigen wollten, verschenkten ihr Land an Institutionen
wie Klöster oder an Adlige und pachteten es von ihren neuen Herren wieder zurück. Eine symbiotische
Gemeinschaft von Großbauern und Gefolgschaft, Herr und Diener (Shujū) entstand. Diese Methode wurde
Kishin (Schenkung) genannt. Durch die Kishin-Methode (die seit der Nara-Zeit unter Strafe stand, was
jedoch keinen Erfolg zeigte) brach das ohnehin schwer zu verwaltende und ineffektive System der
Wehrpflicht jedoch zusammen.
Während der frühen Heian-Periode, also im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert, strebte Kaiser Kammu
(737-806) nach einer Konsolidierung und Expansion seines Reiches in der nördlichen Honshū-Region. Er
sandte seine Armeen aus, um die im Norden noch nach den alten Traditionen der Yayoi-Zeit lebenden
Emishi zu unterwerfen, und führte den Titel des Shſgun ein, wobei er sich bei der Unterwerfung der Emishi
auf die starken regionalen Clans verließ.
Im Krieg gegen die Emishi ab 780 erwiesen sich die Wehrpflichtigen aber als schlechte Kämpfer – die
stärksten militärischen Einheiten waren die berittenen Eliteoffiziere. Daraufhin wurde 792 die Wehrpflicht
abgeschafft und die Armee auf ein Freiwilligenheer umgestellt. Dieses war jedoch nicht mehr in der Lage, die
Sicherheit im ganzen Land aufrecht zu erhalten. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte
sich die Situation, so dass die lokalen Großbauern dort letztlich selbst für ihre Verteidigung sorgen mussten.
Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich einige Familien im Laufe der Zeit darauf spezialisierten, militärische
Aufträge vom Kaiserhaus durchzuführen – der Schwertadel (Buke) war geboren. Dabei spielten Prinzen, die
ihr Glück in der Provinz suchten, eine besondere Rolle: Die Taira, Minamoto etc. haben alle kaiserliche
Vorfahren.
Während der Heian-Zeit (794-1192) bezog sich saburai vor allem auf die Wachen des kaiserlichen Palastes
und die Schwertträger. Diese Vorläufer der klassischen Samurai wurden vom Herrscher ausgestattet. Ihnen
war vorgeschrieben, fortwährend ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern.
Da zu Beginn der größte Vorteil dieser militärischen Einheiten in ihrer Erfahrenheit im Gebirgskampf und vor
allem im Bogenschießen lag, blieb für den größten Teil der folgenden Feudalperiode, der Ära der Samurai-
Herrschaft, der Ausdruck Yumitori (Bogenschütze) der Ehrentitel eines ausgezeichneten Kriegers, selbst als
der Schwertkampf die größere Wichtigkeit erlangt hatte.
3.2. Aufstieg der Samurai
Ursprünglich waren die Samurai also nur Soldaten im Dienste des Kaisers und der Adelsstämme. Im Laufe
der Zeit sammelten sie jedoch genügend Einfluss, um die Macht des Kaisers an sich zu reißen und die erste
Samurai-dominierte Regierung zu bilden.
Während die regionalen Daimyo sich zusammenschlossen und Arbeitskraft sowie Ressourcen sammelten,
formten sie eine auf den tſryſ (Anführer) ausgerichtete Hierarchie. Dieser toryo war entweder ein entfernter
Verwandter des Kaisers oder ein rangniedrigeres Mitglied einer der drei Adelsfamilien, der Fujiwara, der
Minamoto oder der Taira. Obwohl die toryo ursprünglich nur auf vier Jahre befristet als Magistraten in die
Provinzen entsandt worden waren, entschlossen sie sich zu bleiben, wohl wissend dass sie nach ihrer
Rückkehr nur Nebenrollen in der Regierung spielen würden. Ihre Söhne erbten ihre Positionen und leiteten
von der Mitte bis zum Ende der Heian-Periode die Daimyo weiter beim Niederschlagen der Rebellionen in
ganz Japan.
Wegen ihrer militärischen und ökonomischen Stärke entwickelten sich die Daimyo zu einem neuen
Machtfaktor in der Politik am Kaiserhof. Ihre Beteiligung an der Hogen-Rebellion gegen Ende der Heian-
Periode trug noch zur Konsolidierung ihrer Macht bei. Während der Heiji-Rebellion 1160 kam es zum Kampf
der rivalisierenden Minamoto und Taira. Der siegreich aus der Rebellion hervorgehende Taira no Kiyomori
(1118-1181) wurde als erster Krieger, der eine solche Position erreichte, kaiserlicher Berater und übernahm
schließlich die Kontrolle über den Staat. Auf diese Weise bildete er die erste Samurai-dominierte Regierung
und reduzierte den Kaiser auf eine bloße Symbolfigur.
3.3. Japan der Feudalzeit
Ein erneuter Zusammenstoß zwischen den Taira und den Minamoto 1180 führte zum Gempei-Krieg, der bis
1185 dauerte. Der siegreiche Minamoto no Yoritomo (1147-1199) ging 1190 nach Kyſto und wurde zum Seii-
Tai-Shogun ernannt (wie der Titel Shogun in voller Länge heißt). Er begründete das Kamakura-Shogunat
(1192-1333).
Im Laufe der Zeit wurden mächtige Samurai-Daimyo zu Kriegsadeligen (buke), die nur nominal der
Aristokratie des Hofes (Kuge) unterstanden. Während die Samurai höfische Sitten wie Kalligraphie,
Dichtkunst und Musik übernahmen, wurden im Gegenzug von den kuge auch Samurai-Fähigkeiten
übernommen. Trotz verschiedener Intrigen und kurzer Perioden unter der Herrschaft diverser Kaiser lag die
wahre Macht in den Händen der Shogune und Krieger.
Während der Sengoku Jidai („Periode der Krieg führenden Provinzen“, 1467-1568) war das japanische
Kastensystem noch so flexibel, dass sich auch Männer aus niederen sozialen Klassen als Krieger einen
Namen machen und Samurai oder Samurai zu Daimyo werden konnten (auch wenn ein formaler Bushido-
Status bei 150 gleichzeitig um Einfluss kämpfenden Kriegsherren kaum einen Wert besaß). Dies änderte
sich, als Toyotomi Hideyoshi (1536-1598), selbst Sohn eines Fußsoldaten, nach einem furiosen Aufstieg
Erster Minister (Kampaku) wurde. Er erließ 1586 ein Gesetz, das die Samurai-Kaste als permanent und
erblich festschrieb und Nicht-Samurai verbot, Waffen zu tragen.
Während des Tokugawa-Shogunats beziehungsweise der Edo-Periode (1603-1867) wurden Samurai
vermehrt Höflinge, Bürokraten und Administratoren anstelle von Kämpfern und Daisho. In dieser Zeit wurde
vermutlich das erste Mal ein Europäer, nämlich William Adams zum Samurai ernannt.
Das Schwertpaar der Samurai (Katana und Wakizashi) wurde mehr ein symbolisches Emblem der Macht
denn eine Waffe des täglichen Gebrauchs. Samurai besaßen weiterhin das Recht, jeden Bürger
niederzuschlagen, der ihnen nicht den gebührenden Respekt erwies; in welchem Maße von diesem Recht
Gebrauch gemacht wurde, ist aber nicht bekannt. Als die Regierung schließlich die Daimyo zwang, die
Größe ihrer Armeen zu reduzieren, wurden arbeitslose Ronin zu einem großen gesellschaftlichen Problem.
Schüler schrieben den Bushido in seiner schlussendlichen Form während der Tokugawa-Periode fest. Aus
dieser Periode stammt auch das berühmteste Buch des kenjutsu, Musashi Miyamotos Das Buch der Fünf
Ringe (1643).
Die Ereignisse der 47 herrenlosen Samurai (Ronin) die ihren alten Herr rächen wollten führte in der
damaligen Gesellschaft zu einem Konflikt zwischen der Kriegerehre und dem durch das Tokugawa-Shogunat
erzeugten Rechtssystem. Schlussendlich wurde den 47 Ronin befohlen Seppuku zu begehen.
3.4. Die Meiji-Restauration
Die letzte Sternstunde der ursprünglichen Samurai kam 1867, als kaisertreue Samurai aus den Provinzen
Choshū und Satsuma die Streitkräfte des Shogunates bezwangen. Kaiser Meiji (eigentlich Mutsuhito, 1852-
1912) hob den Samurai-Status jedoch zugunsten einer moderneren, westlich orientierten Armee auf und
behielt lediglich das Katana für Offiziere bei. 1871 wurde den Samurai das Tragen ihrer traditionellen Tracht
mit den zwei Schwertern in der Öffentlichkeit untersagt, ihnen die Privilegien entzogen. Die letzte Erhebung
von mit der neuen Ordnung unzufriedenen Samurai wurde 1876/77 von der neuen japanischen
Wehrpflichtigen-Armee blutig unterdrückt.
Japanische Soldaten behielten bis zum Zweiten Weltkrieg eine gewisse Ähnlichkeit zum Bushido. Viele
Blutlinien der Samurai, wie das Haus Honda, haben in der japanischen Wirtschaft und Politik auch heute
noch großen Einfluss.
4. Literatur
•
Tsunetomo Yamamoto: Hagakure. Der Weg des Samurai. Kabel-Verlag 2003, ISBN 3-822-50644-3 Hagakure sind
Aufzeichnungen der Aussagen eines ehemaligen Samurais, gemacht von einem jungen Samurai.
•
Yukio Mishima: Zu einer Ethik der Tat. Einführung in das Hagakure, die Samurailehre des 18. Jahrhunderts. Hanser-
Verlag, München 1996, ISBN 3-446-14516-8
•
Wolfgang Schwentker: Die Samurai. Verlag C.H. Beck, 2003, ISBN 3-406-47988-X
•
Inazo Nitobe: Bushido - Die Seele Japans. Angkor Verlag, Frankfurt 2003, ISBN 3-936-
01816-2
•
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